Samstag, 20. Januar 2018

Köstinger will aus Brexit Vorteil für Bauern machen



Berlin. Davon, dass es wegen des Brexits in Zukunft weniger Geld für die EU-Agrarpolitik geben wird, will sich Österreichs Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger nicht abschrecken lassen. Sie sieht sogar eine Chance für Österreichs Landwirtschaft. „Wenn es weniger Geld gibt, stellt sich nicht so sehr die Frage, wo gekürzt wird, sondern was gefördert wird“, sagte sie Freitag auf der Grünen Woche vor Journalisten. Große industrielle Landwirtschaftsformen könnten das nicht mehr im gleichen Maß wie bisher sein. Für sie ist klar, dass der bäuerliche Familienbetrieb das Zukunftsmodell auch in der EU-Agrarpolitik sein muss. „Da haben wir sehr gute Argumente und auch die gesellschaftliche Diskussion auf unserer Seite“, sagte sie und verwies auf die hohen Produktionsstandards, die nachhaltige Bewirtschaftungsweise und die Qualität österreichischer Agrarprodukte. „Wenn man das will, wird das auch mehr wert sein müssen.“

Die letzte Agrarreform, die Basis der derzeit für die Bauern bestimmenden Agrarpolitik, habe nichts gebracht, geht Köstinger mit der Vergangenheit scharf ins Gericht. „Wir haben von den Umweltvorschriften nichts gehabt.“ In Österreich habe es alles bereits gegeben, was damals die Eckpunkte der Reform gewesen seien. Das habe es für Österreich besonders kompliziert gemacht, damit müsse nun Schluss sein, sagt Köstinger. Während sie sich als EU-Abgeordnete noch dezidiert für die Einführung einer Obergrenze für die EU-Agrarförderung pro landwirtschaftlichem Betrieb ausgesprochen hatte, schlägt sie als Ministerin differenziertere Töne an. „Ich fürchte mich nicht vor einer Debatte über Groß oder Klein, aber diese Debatte ist in Europa zu führen und nicht in Österreich.“

Man müsse sich im Detail ansehen, wie Mitgliedsstaaten mit den Möglichkeiten umgehen, die ihnen die EU-Agrarpolitik bei der Gestaltung der Förderungen gab, sagt sie jetzt. Abhängig davon, wie die Mittel zwischen Flächen- und Umweltförderung verteilt sind, gebe es EU-weit nach wie vor große Unterschiede bei den Förderungen, die auf den Bauerhöfen ankommen. In Österreich liege der Schwerpunkt schon seit Jahren bei der Umweltförderung, in anderen Länder wie etwa Frankreich sei das nicht so.

Um diese Unterschiede auszugleichen und auch um in der europäischen Agrarpolitik einen neuen Weg einzuschlagen, plädiert die österreichische Landwirtschaftsministerin für ein Anreizsystem, wie es in Österreich seit Jahren eingeführt ist. „Nicht umsonst sind wir unter anderem beim Bioanbau so weit vorn.“ gm

Salzburger Nachrichten - Wirtschaft, 20. Jänner 2018

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