Donnerstag, 30. November 2017

Neue Töne zwischen Verkitschung und Verachtung



Über Landwirtschaft zu reden ist schwierig. Da gibt es immer öfter nur schwarz und weiß, aber nichts dazwischen. Verkitschung und Verherrlichung oder Verachtung und Herabwürdigung. Mitte scheint es keine zu geben.

Es sind selten Fakten, die die Diskussion bestimmen, sondern immer öfter Emotionen. Die Bauern sind nicht glücklich damit. Und sie fahren auch nicht gut damit. Die Art und Weise, wie über die Landwirtschaft geredet wird, hat sie längst zum Spielball gemacht. Zum Spielball der Politik, des Handels, der Medien oder der NGO. Zum Spielball aber auch von Gruppen innerhalb der Bauernschaft. Von denen zuweilen sogar am ärgsten. Gerade da fehlt oft jedes gegenseitige Verständnis, sehr viel eher neigt man dazu, sich auf dem Rücken von Standeskollegen zu profilieren, um in der Öffentlichkeit besser da zu stehen. Da hat man keine Scheu, andere Produktionssparten oder Produktionsweisen schlecht zu machen, um selbst in besserem Licht zu erscheinen.  

Dabei ist gerade in den vergangenen Jahren die Sache der Landwirtschaft insgesamt unter die Räder gekommen. Diskussionen sind schwierig bis unmöglich geworden, Argumente werden nicht mehr gehört, vergessen wird, dass die Landwirtschaft ein Wirtschaftszweig mit wichtigen Aufgaben ist - und kein Schrebergarten. Das Bild, das sich die Gesellschaft von der Landwirtschaft macht, hat mittlerwiele kaum mehr etwas mit dem zu tun, wie die Bauern ihre Aufgabe und ihre Arbeit sehen.

Bemühungen, das zu ändern, gibt es. Ihr Erfolg ist aber bisher sehr überschaubar geblieben. Auch weil sich der landwirtschaftliche Apparat und die Verantwortlichen nicht von den eingefahrenen Geleisen zu lösen vermögen.

Wie das gehen könnte, zeigen neuerdings Einrichtungen, die nichts mit Kammern, Bauernbund oder Verbänden zu tun haben. Bemerkenswert und wohltuend frei von Verkitschung und Verächtlichmachung etwa ist die Arbeit des Vereins „Land schafft Leben“ hinter dem der Lebensmittelhandel und große Lebensmittelerzeuger wie die heimischen Molkereien stehen. Bemerkenswert  war zuletzt auch die Aufbereitung des Themas Boden und Bodenverbrauch durch die Rechercheplattform „Addendum“ von Red Bull-Chef Dietrich Mateschitz. So, wie dort die Themen angegangen und aufbereitet werden, wünscht man sich das. Sachlich, ohne Pathos und ohne große Agitation in die eine oder die andere Richtung.

Daraus kann etwas entstehen, was den tatsächlichen Verhältnissen in der Landwirtschaft entspricht. Ob man das aber auch erreichen wird, ist freilich noch offen. Zahlen etwa über Zugriffe im Internet oder Ähnliches, an dem sich die Wirkung messen ließe, gibt es nicht.

Das freilich gibt es auch im angestammten Bereich nicht. Von dort weiß man, dass die Wirkung überschaubar ist. Die „Klartext“-Veranstaltungen der Landwirtschaftskammern werden vorwiegend von Fachleuten aus dem eigenen Umfeld besucht. Und das „Netzwerk Kulinarik“, vor mehr als zwei Jahren vom Landwirtschaftsminister als das Zukunftsvehikel für Marketing und Öffentlichkeitsarbeit groß angekündigt, hat immer noch wenig vorzuzeigen. Außer, dass inzwischen der Geschäftsführer, aber auch das Zugpferd Werner Lampert abhanden gekommen sind.
 
Gmeiner meint - Blick ins Land Dezember/2017

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