Donnerstag, 11. August 2016

Die schlimmsten Feinde



In Umfragen beklagen die Bauern immer mit Nachdruck die fehlende Wertschätzung, das fehlende Verständnis und oft auch den fehlenden Respekt der nicht-bäuerlichen Bevölkerung für ihre Produkte und für ihre Arbeit. Man fühlt sich oft unverstanden, gering geschätzt und wenig anerkannt.

Untereinander ist das freilich auch oft nicht viel anders. Da unterscheiden sich viele Bauern kaum von den Konsumentinnen und Konsumenten, über die sie klagen. Für andere Bauern, für Bauern in anderen Produktionszweigen gar oder in anderen Bundesländern hört das Verständnis oft schon bei der Hoftür auf. Da legen sie oft die gleichen Verhaltensweisen an den Tag, unter denen sie selbst leiden, wenn es um ihren eigenen landwirtschaftlichen Betrieb geht.

Von Wertschätzung ist oft wenig zu spüren, wenn ein Milchbauer über die Ackerbauern redet. Da fühlen sich die Ackerbauern mit ihren Problemen übersehen, wenn nur mehr von der Lage der Milchbauern die Rede ist. Da halten sich die Biobauern mit breiter Brust für die besseren Bauern und schauen auf die anderen herab. Da sieht man in der Art, wie in Österreich heute Schweine gezüchtet und gemästet werden, genauso industrielle Produktionsweisen, bei denen Tierschutz zu kurz kommt, wie die nicht-landwirtschaftliche Bevölkerung auch. Und da bringt man den modernen Ackerbau genauso ohne jede Differenzierung mit Umweltvergiftung und Bodenvernichtung in Zusammenhang.

Man glaubt einander so wenig, wie die nichtbäuerliche Bevölkerung der Landwirtschaft insgesamt glaubt. Man hat Zweifel daran, wenn die Milchbauern und die Schweinebauern sagen, es gehe ihnen schlecht. Und erst recht gilt das, wenn das Ackerbauern sagen. Man versucht die Arbeitsleistung aufzurechnen, den Verdienst sowieso und auch den Leidensdruck. Und besonders schnell ist es mit dem gegenseitigen Verständnis vorbei, wenn es um die Verteilung von Fördermitteln geht.

Oft gilt der Eine beim Anderen nicht viel, oft misstraut man dem Gehörten  und oft will man nicht glauben, was man aus anderen Produktionszweigen hört. Ganz so, wie das die Bauern den Konsumentinnen und Konsumenten auch gerne vorwerfen.

Zuweilen hat man den Eindruck, als seien die Bauern der Bauern schlimmste Feinde. Grün ist man einander in der Tat immer weniger. Wie sonst etwa ist, um ein Beispiel zu nennen, zu erklären, dass sich die Biobauern, aber auch westliche Bundesländer, in denen der Ackerbau keine Rolle spielt, mit der Forderung nach einem Glyphosatverbot in der Öffentlichkeit auf Kosten der um Verständnis ringenden konventionellen Bauern gut dazustehen suchten? Und das Ganze ohne Not und ungefragt. Man möchte sich nicht ausmalen, was wäre, wenn sich die Ackerbauern in die Auseinandersetzung um die Anbindehaltung bei Kühen öffentlich einmischen würden oder bei Produktionsthemen im Biolandbau.

Der Zusammenhalt in der österreichischen Landwirtschaft ist überschaubar geworden. Von viel beschworenen Solidarität ist da immer weniger spüren.  Was man von den Konsumenten verlangt, tut man selbst oft nicht. Nicht einmal beim Einkauf von landwirtschaftlichen Produkten und Nahrungsmitteln. Auch auf Bauernhöfen zählt die Herkunft oft weniger als der Preis. Vor allem dann, wenn es um Produkte aus anderen Produktionszweigen geht.

Angesichts des wirtschaftlichen Drucks mag das verständlich sein. Gut für die österreichischen Bauern, und zwar für jeden von ihnen, ist es sicherlich nicht.

Gmeiner meint - Blick ins Land 8 -August 2016

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