Sonntag, 18. Januar 2015

Agrarexporte legten trotz Russland-Embargo zu



HANS GMEINER

Berlin. Der Erfolg der heimischen Agrarexporte ist auch durch die russischen Einfuhrsperren nicht zu bremsen. Im vergangenen Jahr legten die Ausfuhren von heimischen Agrarprodukten und Lebensmitteln abermals um gut zwei Prozent auf den Rekordwert von 9,7 Mrd. Euro zu und übertrafen damit den Zuwachs der Gesamtexporte Österreichs, die nur ein Plus von einem Prozent erreichten. „Dabei hatten wir noch zur Jahresmitte Sorge, eine schwarze Null zu erreichen“, zeigte sich Donnerstag Michael Blass, Chef der AMA-Marketing, erleichtert.

In Deutschland, Österreichs mit Abstand wichtigstem Auslandsmarkt für Agrarprodukte, gab es abermals ein Plus von drei Prozent (auf 3,36 Mrd. Euro). Die russische Importsperre schlug sich hingegen in der Gesamtbilanz kaum nieder. Russland rangiert mit einem Exportvolumen von 202 Mill. Euro nur auf Rang zehn in der Rangliste der wichtigsten Abnehmer von österreichischen Agrarprodukten. Gegenüber 2013 betrug der Rückgang 14,8 Prozent. Damit, dass die Russen die Grenzbalken für Agrarprodukte Mitte vergangenen Jahres herunterließen, hat das aber nur zum Teil zu tun. Für Schweinefleisch und später auch Milchprodukte etwa gab es schon ab Beginn des Vorjahres Importsperren wegen vorgeblicher hygienischer Probleme. In Bereichen wiederum, die nicht von der Importsperre betroffen sind, wie Fruchtsäfte, Energydrinks, Gewürze oder Süß- und Backwaren, gab es sogar Zuwächse. „Insgesamt schaut Russland nicht so schlecht aus“, sagt Blass. „Aber man darf nicht übersehen, dass einzelne Sparten ganz besonders stark betroffen waren.“ Bei Fleisch oder Milchprodukten gab es allein im zweiten Halbjahr Absatzrückgänge von 50 bis 90 Prozent.

Die Fleischexporteure haben inzwischen neue Absatzkanäle gefunden. Die Schweinefleischexporte nach Japan verdoppelten sich im Vorjahr auf 68 Mill. Euro, die Exporte nach Südkorea legten um mehr als 60 Prozent zu und die Ausfuhren nach Italien um rund elf Prozent. Die politische Hilfe hingegen kommt nicht recht in die Gänge. Die angekündigten Hilfsgelder stecken in der Bürokratie fest. AMA-Präsident Franz Stefan Hautzinger will sich darauf nicht verlassen: „Das beste Konzept ist es, selbst den Kopf aus der Schlinge zu ziehen.“

Salzburger Nachrichten - Wirtschaft, 16. Jänner 2015

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