Samstag, 8. März 2014

Krim-Krise trifft Schweinebauern



Derzeit zahlen nur die Fleischproduzenten drauf. Auf Sicht könnte die Krim-Krise die Lebensmittelpreise steigen lassen.

HANS GMEINER Salzburg (SN). Gebannt verfolgt man in der heimischen Landwirtschaft die Vorgänge rund um die Krim-Krise. Zum einen ist Russland ein wichtiger Markt vor allem für die österreichische Fleischwirtschaft, zum anderen bestimmt die Ukraine als einer der größten Produzenten weltweit maßgeblich die Entwicklung nicht nur der Preise für Getreide, sondern auch für Futtermittel. Auch international beobachtet man daher die Entwicklung mit Argusaugen. Die FAO lässt keinen Zweifel daran, dass sich die Krim-Krise nicht nur auf die Preise für die Bauern, sondern in der Folge auch auf die Lebensmittelpreise auswirken könnte.

Am meisten zittern derzeit die heimischen Schweinebauern. „Uns trifft die Krise auf dem falschen Fuß“, sagt Hans Schlederer von der österreichischen Schweinebörse. Wegen zweier verendeter Wildschweine in Lettland, bei denen im Jänner die für Menschen ungefährliche Afrikanische Schweinepest festgestellt wurde, sperrte Russland über Nacht alle EU-Importe. „Nun wären gerade Gespräche mit Russland über eine Lockerung der Sperre in Gang gekommen“, sagt Schlederer. „Jetzt steht aber wieder alles und damit auch die Hoffnung auf Entspannung auf den Märkten.“

Russland ist für die europäischen Schweineproduzenten der wichtigste Exportmarkt. 600.000 bis 700.000 Tonnen Schweinefleisch liefert die europäische Landwirtschaft jährlich dorthin. „Das ist ein Viertel der gesamten Schweinefleisch-Exporte der Union“, sagt Schlederer. „Die drängen jetzt in Europa auf den Markt.“ Entsprechend groß sind die Marktverwerfungen, seit nicht mehr geliefert werden kann. „Derzeit versucht man über Lager abzupuffern, aber irgendwann wird auch das nicht mehr reichen“, sagt Schlederer.

Der russische Importstopp kam die heimische Schweinebranche, die pro Jahr rund 11.000 Tonnen nach Russland liefert, teuer zu stehen. Die Preise rutschten in den vergangenen Wochen um fünf Cent auf 1,65 Euro pro Kilogramm Schweinefleisch ab. „Dabei hatten wir wegen der kleineren Schweinebestände und der guten Marktentwicklung mit einem Ansteigen auf 1,80 Euro je Kilogramm und mehr gerechnet“ sagt Schlederer. „Wir hätten diese Erhöhung wegen der hohen Futtermittelpreise dringend gebraucht.“

Nach Einschätzung Schlederers kostete der Importstopp in Russland die heimischen Bauern und die Verarbeiter bisher insgesamt rund acht Millionen Euro. So wie es aussieht, werden noch viele Millionen dazukommen. Auf konkrete Prognosen mag sich Schlederer nicht einlassen. „Solange es zu keiner politischen Entspannung kommt, wird der Druck auf den Märkten anhalten.“

Aber nicht nur in der Schweinebranche zittert man. Verunsichert sind auch viele Unternehmungen aus dem agrarischen Umfeld, die in Russland und in der Ukraine engagiert sind. Dazu gehören Saatgutproduzenten genauso wie Landesproduktenhändler, Dünger- und Pflanzenschutzmittelhersteller und Unternehmen wie die Agrana, die sowohl in Russland als auch in der Ukraine Fruchtzubereitungen erzeugt.

Gespalten sind hingegen die Erwartungen auf den Getreidemärkten. Während die Tierproduzenten steigende Preise befürchten, liebäugeln die Getreideerzeuger auch in Österreich damit, dass die Preise für ihre Produkte nach den Tiefs der beiden vergangenen Jahre wieder in Höhen kommen, die ihre Arbeit lukrativ macht.

Einstweilen geht es aber weder markant in die eine noch in die andere Richtung. Abwarten ist auf den Getreidemärkten die Devise. Preissprünge blieben bisher aus.

Salzburger Nachrichten  - Wirtschaft, 8. März 2014

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