Donnerstag, 3. Oktober 2013

Die Bauern und ihre "Vertreter"

 
 
 
 
"Das Bier ist aus Deutschland", sagt die Kellnerin und stellt die Halbe auf den Tisch. Veranstaltungen wie das "Bauernparlament", zu dem kürzlich der Allgemeine Bauernverband ins Oberösterreichische lud, geraten gerne zum Spiegelbild. Es nehmen ja auch nicht alle Bauern immer so ernst, was sie von den Konsumenten fordern und kaufen gerne ausländische Produkte, "weil sie billiger sind". Also: "Das Bier ist aus Deutschland" beim Bauernverband.

Bei Veranstaltungen wie diesen, zumal dann wenn Wahlkampf ist, präsentiert sich die Landwirtschaft  gerne bis hin zur völligen Entblößung.

Zu der neigen vor allem die, die als Bauernvertreter um Stimmen zu buhlen versuchen. Alle sitzen sie am Podium. Von jeder Partei einer. Und vom Bauernverband auch einer. Schnell weiß jeder im Saal, wie man bei jedem, der da vorne schimpft, dran ist. Da passt bei manchem auf einmal nichts mehr zu dem, was man in einschlägigen Schriften von dessen "Heldentaten" gelesen hat. Da rutschen die Bilder auseinander. Da präsentiert sich vielmehr oft eine nackte und zuweilen armselige krakelende Realität am Podium.

Da ist etwa dem Herrn Keplinger vom Bauernverband nur sehr schwer in seiner Argumentation zu folgen - wenn denn überhaupt etwas davon zwischen seinen zusammenhanglosen Schimpftiraden gegen Landwirtschaftskammer und AMA davon zu erkennen ist.

Tumbes Draufhauen ist seine Devise und die der meisten anderen am Podium. Lockere Mundwerksburschen allesamt mit zuweilen dürftigem fachlichem Hintergrund, den sie glauben - man hat ja sonst nichts - mit einem amüsant anmutenden Anbiederungsritual überspielen zu müssen. "Ich bin ja doch einer von Euch" soll das signalisieren, wenn man schon nichts zu sagen hat, was Hand und Fuß hat. "Ich war ein Hiatabua, ich kenn mich aus", heißt das bei BZÖ-Agrarsprecher Huber. "Heit in da Fria hab i gmoicha" bei Leo Steinbichler und "Ich bewirtschafte einen Bauernhof" beim grünen Pirklhuber. 

Letztere zwei eint, dass sie es mit der Transparenz nicht so ganz genau nehmen. Pirklhuber verschwieg wohlweislich, dass er seinen Lebensunterhalt zu einem guten Teil auch aus den Erträgnissen seiner Kontrollfirma Bios bestreitet, als er sich vorstellte. Hätte sich in dem Umfeld, in dem die Diskussion über weite Strecken um den Kontrollwahn in der Landwirtschaft ging, auch nicht so gut gemacht.

Und das ganze Bild von Steinbichler liefert auch nicht er selbt, sondern "profil". "Er saß für die ÖVP im Bundesrat, kandidierte 2008 für die Liste Dinkhauser und trat zuletzt als von der FPÖ nominierter Agrarexperte auf". Da könnte man hinzufügen, dass er sich zwischenzeitlich auch als Wirt versuchte und vor wenigen Monaten in Oberösterreich von Bauer zu Bauer als "Makler" hausieren ging, als es galt, für die Post ein großes Grundstück für ein neues Verteilzentrum zu finden.  Alles Schnee von gestern. "Diesmal wähl ich Frank" steht in den Foldern des Team Stronach, für das er diesmal den Spitzenkandidaten in Oberösterreich gab. 

Die alten Haudegen Jakob Auer von den Schwarzen und Robert Zehetner von den Roten nahmen sich gegen all die mit ihrer Kompetenz als astreine Wohltaten aus. Wiewohl auch Leuten dieses Kalibers Anbiederungsrituale nicht fremd sind. Auer ließ sich, leger in kariertem Hemd, in einem VW-Passat chauffieren. Der sonst übliche Audi blieb in der Garage, die Krawatte im Kasten.

Man ist geneigt Verständnis dafür aufzubringen - zumal in einem Umfeld abseits jeder Realität.
 
Gmeiner-meint, Blick ins Land, 3. Oktober 2013

1 Kommentar:

  1. Sehr geehrter Herr Gmeiner, auch wir von der Österreichischen Berg- und Kleinbäuer_Innenvereinigung sind vom Stil, Fokus und der Kompetenz der Bauernsprecher der meisten Parteien nicht gerade begeistert. Dass Sie aber den "Unabhängigen" als Allgemeinen Bauernverband titulieren, obwohl der schon lange nicht mehr so heißt, kritiklos eine Lanze für den Multifunktionär und Bauernbundobmann Auer brechen und die von dessen Politik in die Ecke getriebenen Bauern und Bäuerinnen als "Umfeld abseits der Realität" bezeichnen, zeugt unserer Meinung nach auch nicht gerade von Fokus, Stil oder Kompetenz. Mit freundlichen Grüßen; Irmi Salzer, ÖBV-Via Campesina Austria

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