Donnerstag, 15. August 2013

Die verlorene Glaubwürdigkeit





Im Vorjahr die Kastenstände, heuer die Bienen, das Glyphosat und immer wieder Untergriffe der Arbeiterkammer. Und dann auch noch der Rechnungshof, der monierte, dass die Ziele des Umweltprogrammes zu allgemein formuliert sind.

Den Bauern fliegen aus allen Winkeln der Gesellschaft längst nicht mehr nur in Vorwahlzeiten Vorhaltungen um die Ohren. Das Misstrauen wächst, die Glaubwürdigkeit der Bauern steht in Zweifel. Die haben heute in der breiten Öffentlichkeit sehr viel eher die NGO's, Handelsgurus wie Werner Lampert oder Experten der Arbeiterkammer, als die Bauern und ihre Vertreter. 

Die Landwirtschaft hingegen tut sich immer schwerer, ihre Ansichten und Bedürfnisse für jedermann verständlich darzulegen. Man glaubt ihr nicht.

Das hat damit zu tun, dass man hat es sich seit Jahrzehnten oft zu einfach macht. Saubere, gute und durchgängige Argumentation von Bauernseite ist selten. Die Argumente sind oft schwach und kaum belastbar. Man ist allzuoft nicht bereit, auf die Vorhaltungen von Kritikern ernsthaft einzugehen, und glaubt mit Allgemeinplätzen à la "Bauern sind die besten Naturschützer" in der öffentlichen Meinung durchkommen zu können. Da eine kleine Antwort und dort eine. Und wenn gar nichts mehr geht, stellt man sich als unverstandenes Opfer dar.

Oft ist Hochnäsigkeit der bäuerlichen Vertreter der Grund dafür, manchmal Präpotenz und Gedankenlosigkeit, allzu oft aber schlichte Unfähigkeit wirklich Antworten zu geben auf Fragen wie "Wie umweltfreundlich erzeugen Österreichs Bauern wirklich?", "Was unterscheidet sie von Landwirtschaften in anderen Ländern?" oder "Wie ist das mit dem Tier- und dem Pflanzenschutz wirklich?". Man hat diese Antworten schlicht nicht.

In den vergangenen Jahren und Jahrzehnten hat man lieber mit schönen Bildern und flockigen Parolen ein Bauernimage weit jenseits der Realität aufgebaut. Ebendiesem Image hält die bäuerliche Wirklichkeit immer weniger Stand.

Für die Bauern wird es immer schwieriger, gegen Forderungen anzukämpfen, die von diesen Bildern der Heile-Welt-Landwirtschaft genährt sind, auf die längst auch der Handel setzt und die zunehmend die politische Diskussion bestimmen.

Viel zu lange hat die Landwirtschaft dem Treiben von NGO's zugeschaut und sie herablassend ins linke Eck gestellt. Nie hat man eine Strategie im Umgang mit dem Lebensmittelhandel gefunden, der mittlerweile auf breiter Front die Bedingungen für die Landwirtschaft diktiert. Nicht genug damit - in der Sozialpartnerschaft hat man kaum mehr Gewicht, und längst haben politische Parteien von Stronach bis zu den Grünen und Organisationen wie die Arbeiterkammer die Landwirtschaft und ihre Geschlossenheit im Fokus und nicht anderes im Sinn, als diese auszuhebeln.

Für die Bauern ist das kein Zustand. Die Landwirtschaft und ihre Vertreter müssen daher alles daran setzen, die Glaubwürdigkeit wieder zurück zu gewinnen.

Es geht dabei auch um neue und vor allem bessere Argumente. Die Linie, an die sich die Landwirtschaft dabei halten sollte, ist eigentlich einfach. Wenn man was Schlechtes macht, das man sich nicht herzuzeigen traut, soll man es nicht machen. Wenn man davon überzeugt ist, nichts Schlechtes zu machen, dann soll man auch den Mut haben, es zu vermitteln. Rechtzeitig und mit soliden Argumenten.

Es besteht akuter Handlungsbedarf.

Es ist ja kein Zustand, dass immer öfter so getan wird, als sollten sich die Bauern für das, was sie tun, schämen müssen.

Gmeiner meint - Blick ins Land, 14. August 2013

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