Sonntag, 16. Juni 2013

Die "sauberen Partner" der Bauern





In der Regel treten sie gerne wie Pfauen auf. In Prospekten, teuer, bunt und großspurig, geben sie sich mit Vorliebe als die, die alles wissen und für alles eine Lösung haben. "Wir machen reinen Tisch", heißt es dort gerne, "Mit Sicherheit wachsen" oder gar "Gemeinsam für Ihren Erfolg".

Wenn es freilich ernst wird, sind sie als die Ersten in den Büschen verschwunden. Als Landwirtschaftminister Berlakovich und mit ihm die Bauern als "Bienenkiller" durchs Land gejagt wurden, war es nicht anders. Von der Chemieindustrie war kein Mucks zu hören. Da gab es keinen Beistand in den schrillen Diskussionen und keine fachliche Expertise, die hätte zur Entlastung beitragen können. Da war gar nichts von "Gemeinsam für Ihren Erfolg" und von Partnerschaft.

Nicht viel anders verhielt sich die heimische Saatgutwirtschaft. Und wenig Beistand gab es auch von für die Zulassung verantwortlichen Stellen wie der AGES.

Es waren allein die Bauern und ihre Vertreter, denen, abgesehen vom unglückseligen Landwirtschaftsminister, in der Öffentlichkeit der Kopf gewaschen wurde. Sie mussten sich mit den Angriffen herumschlagen, versuchten zu argumentieren und kämpften um Verständnis für etwas, was genau betrachtet gar nicht in ihrer Verantwortung lag. Denn als Produzenten müssen sie eigentlich darauf vertrauen können, dass die Produkte, mit denen sie arbeiten, der Umwelt keine Schaden zufügen. Wozu sonst gibt es ausführliche und oft sündteure Zulassungsverfahren? Wozu sonst all die Bürokratie und all die Vorschriften, die damit verbunden sind? Statt freilich das zu thematisieren und zu sagen, wir haben uns auf Chemieindustrie, die Saatgutwirtschaft und die Zulassungsstellen verlassen, und sich dem Chor der Kritiker anzuschließen, stiegen sie selbst in den Ring -und holten sich die Ohrfeigen ab.

Wie es der Landwirtschaft in den vergangenen Wochen rund um die Bienen ging, geht es ihr immer wieder. Beim Pferdefleisch, bei Keimen in Gemüse, bei irgendwo falsch etikettierter Bioware und erst recht, wenn irgendwo Tieren etwas zugefügt wird, das als Leid gilt. Alles bleibt immer letztendlich an den Bauern hängen. Sie sind es, die ihre Produktionsweisen rechtfertigen müssen, sie sind es, die sich vorhalten lassen müssen, dass sie für all das auch noch Milliarden an Förderungen bekommen, und sie sind es, deren Glaubwürdigkeit unter die Räder gerät.

Die, die eigentlich dafür verantwortlich sind, sitzen dann längst, so wie bei den Neonics die Pflanzenschutzmittelindustrie, die Saatgutwirtschaft und die Zulassungsbürokraten, in den Büschen. Dort sitzen auch gerne die Handelsketten, die wegen ihrer Methoden zu einem guten Teil für Fehlentwicklungen der Landwirtschaft verantwortlich sind. Sie verstehen es immer wieder, sich aus allem herauszuhalten. Auch die Verarbeiter haben darin großes Geschick und die, die in der großen Politik die Weichen stellen.

Nur die Bauern und ihre Vertreter haben offensichtlich dieses Geschick nicht. Sie bleiben übrig. Jedes Mal und in jedem Fall. "Wir haben kein Problem mit dem Verzicht auf Neonicotinoide, dann wird es halt andere Lösungen geben", heißt es längst nonchalant aus Pflanzenschutzmittelindustrie und Saatgutwirtschaft, während sich die Bauern noch mit den Kritikern herumbalgen. Während man dort wohl neue Geschäfte wittert, bleibt ihnen vor allem eines -Angst vor höheren Kosten, die ihren ohnehin zumeist kargen Erlös noch weiter schmälern könnten.

Gmeiner meint - Blick ins Land Juni-Juli 2013, 15. Juni 2013

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