Donnerstag, 23. Mai 2013

Molkereien wollen höhere Preise

 



Butter, Trinkmilch und Käse sollen bald teurer werden

HANS GMEINER Wien (SN). In Deutschland wurden Trinkmilch, Käse und Butter in den vergangenen Wochen um knapp zehn Prozent teurer. Österreichs Molkereien und Milchbauern wollen dem nicht zuschauen. „Anhebungen in dieser Größenordnung wollen wir in Österreich vom Handel in den nächsten Wochen auch“, sagte am Mittwoch Helmut Petschar, der Sprecher der heimischen Milchverarbeiter und Chef der Kärntnermilch.

Den Milcherzeugern und Verarbeitern macht die wegen der niedrigen Preise angespannte wirtschaftliche Situation schwer zu schaffen. Im vergangenen Jahr machten wieder knapp 1400 Milchbauern ihre Stalltüren für immer zu. Die Zahl der Milcherzeuger ging um 3,9 Prozent auf 34.000 zurück. Auch die Ertragssituation der Molkereien ist angespannt. „Ein Gesamt-Betriebsergebnis von 0,6 Prozent bei 2,2 Mrd. Euro Umsatz ist viel zu wenig“, sagt Petschar.

„Im vergangenen Sommer setzte der Handel eine Preissenkung durch, obwohl auf den Märkten die Preise längst wieder anzogen“, klagt Petschar. Die solle wieder zurückgenommen werden. „Es ist nicht notwendig, dass ein Liter Milch um 49 Cent verkauft wird.“ Die Lage auf den internationalen Märkten macht Bauern und Molkereien Hoffnung. Die Lager sind leer. Seit Monaten steigen die Preise auf den internationalen Märkten.

Für Petschar sind höhere Preise die Grundvoraussetzung dafür, auch den Bauern höhere Preise als derzeit rund 39 Cent (inkl. Steuer) pro Kilogramm Milch zahlen zu können und die heimische Milchproduktion abzusichern. „Spätestens nach Auslaufen der EU-Produktionsquoten könnte sonst der Rohstoff Milch knapp werden, weil dann noch mehr Bauern aufhören oder abwandern“, sagt Petschar. Schon jetzt ist der Druck groß. Vor allem in Bayern und Südtirol können die Molkereien den Bauern mehr zahlen.

Vor diesem Hintergrund ist nicht verwunderlich, dass es die österreichische Milchwirtschaft satthat, in Preisvergleichen mit Deutschland immer wieder als Preistreiber an den Pranger gestellt zu werden. „Wir haben wegen der strengeren Qualitäts- und Tierschutzvorschriften und der gentechnikfreien Produktion höhere Kosten“, sagt Petschar. Zudem sei die Abholung von den oft abgelegenen Höfen teurer. Ins Treffen führt er auch höhere Sozial-und Lohnkosten und die in Österreich um einen Prozentpunkt höhere Mehrwertsteuer.

Zu Unrecht an den Pranger gestellt fühlt sich die Milchwirtschaft auch von den Wettbewerbshütern, die Berglandmilch zu einem Bußgeld verdonnerten und die Büros anderer Milchverarbeiter, wie erst jüngst jene der NÖM, durchsuchten. „Preisabsprachen kann ich ausschließen“, sagte Petschar, der als Kärntnermilch-Chef auch Betroffener ist. Er wünscht sich eine raschere Abwicklung der Verfahren.

Salzburger Nachrichten - Wirtschaft, 23. Mai 2013

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