Mittwoch, 29. Mai 2013

Armutszeichen Stronach



Frank Stronach fügt in diesen Tagen seinem ohnehin reichen Lebenswerk ein weiteres Kapitel hinzu. Der gelernte Werkzeugmacher aus Weiz, der von der Steiermark auszog, um die Welt zu erobern, einen Milliarden schweren Konzern aufbaute und zigtausende Arbeitsplätze schuf, kann nun auch in Anspruch nehmen, die Politik seines einstigen Heimatlandes aufgemischt zu haben. In Salzburg wird das Team Stronach in der Landesregierung sitzen und damit erstmals offizielle Aufgaben übernehmen. Ritterschlag sozusagen.

Der Politabteilung des zuweilen schrulligen Milliardärs mit den oft mehr als kruden Ansichten zu Europa, Euro und Wirtschaftspolitik werden in diesen Tagen von der Salzburger ÖVP und den dortigen Grünen die Steigbügel für den Einstieg in die österreichischen Politik poliert.

Darüber kann man lästern. Eine Alternative haben die beiden Parteien kaum, wollen sie nicht die Wähler noch mehr verscheuchen, als es die Politik in Österreich ohnehin schon seit Jahren tut. Dass Stronach und sein zusammengekauftes Team, über das sich in den vergangenen Wochen so viel Häme ergoss, das sich von Niederösterreich bis Tirol als Chaostruppe erwies und das in keinster Weise zeigte, ob es etwas kann, praktisch aus dem Stand in eine Regierung kommt, ist bezeichnend für den Zustand der heimischen Politiklandschaft und die Nöte der Wähler.

Man darf gespannt sein, wie sich das Team Stronach bei den Nationalratswahlen im Herbst schlagen wird. Und darauf, welche Rolle ihm danach zukommen wird. Der Bedarf an und das Bedürfnis nach Wandel in der heimischen Politik ist enorm. Das schnelle Avancement des Team Stronach ist mehr als deutlicher Beleg dafür. Es ist aber nicht nur das. Stronachs Durchmarsch ist vor allem ein Armutszeichen für die österreichische Politik, ihr Niveau, ihre Leistungen und ihr Ansehen beim Wahlvolk.

Dass es eine Partei mit einem Vorsitzenden, der einmal pro Monat von einem anderen Kontinent einfliegt, um Politik zu machen, so rasch gelingt in einer beachtlichen Breite Fuß zu fassen und als regierungsfähig akzeptiert zu werden, ist auch international wohl ohne Beispiel. Schließlich gelingt das praktisch ohne demokratische Strukturen und mit Personal, dass sich aus den Reihen frustrierter und gescheiterter Politikerinnen und Politiker aus der zweiten und dritten Reihe anderer Parteien rekrutiert.

Dass das Team Stronach so schnell hoffähig wird, hat nicht nur mit den Wählern zu tun, die für schier jede Alternative dankbar sind. Dafür dankbar sind auch die etablierten Parteien. Sie haben voneinander die Nase voll und sind froh anderes probieren zu können, zumal Straches FP als Alternative nicht taugt. Die Geleise sind über Jahrzehnte eingefahren, die Strukturen der Zusammenarbeit versteinert, immer weniger geht.

Vor allem SP und VP haben sich aneinander abgearbeitet. Man hat über Jahrzehnte die Chance gehabt. Und man hat über Jahrzehnte die Chance vertan. Viel zu selten hat die Koalition der beiden großen Parteien ihre Macht genutzt, um die großen Themen und Probleme gemeinsam anzugehen. Viel zu oft hat man sich der Lust zu Streit und politischem Kleinkrieg hingegeben - bis zur Blockade. Da muss man nachgerade froh sein, wenn sich neue Möglichkeiten bieten und die erstarrten Strukturen aufgebrochen werden.

Vor diesem Hintergrund nimmt es nicht Wunder, dass man nicht viel können muss und nicht viel zeigen muss, um in diesem Land, wie nun das Team Stronach, binnen kurzer Zeit ein Machtfaktor zu werden. Zumal dann, wenn das nötige Kleingeld in der Kassa ist, die politische Konstellation günstig und der Wählerfrust groß ist.

Anderen Initiativen und Bemühungen in der Politiklandschaft Fuß zu fassen, wäre Stronachs Fortune zu wünschen. Alleine, sie scheint ihnen zu fehlen. Die Piraten sind nach ein paar Wochen in den Schlagzeilen verschwunden und wohl gescheitert. Die Truppe, die sich Neos nennt und vor allem in konservativ-liberalen Kreisen manch frustrierten Wählern Hoffnung gibt, muss sich erst beweisen.

Dabei hätten sie, wie die vielen anderen Initiativen, die es angeblich gibt und die sich auch als Parteien registrieren haben lassen, wohl das, was das Team Stronach in Österreich reicht, um mitzuregieren - keine Erfahrung und keine herzeigbaren Leistungen.

Meine Meinung - Raiffeisenzeitung, 29. Mai 2013

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

 
UA-12584698-1