Mittwoch, 27. Juni 2012

Zuchtrinder sind ein österreichischer Exportschlager




Öffnung des türkischen Markts beschert den Rinderzüchtern Exportrekorde – Österreich bei Zuchttieren in Europa Nummer eins

HANS GMEINER Salzburg (SN). AT 81 6910316 steht auf den Ohrmarken der Fleckviehkuh, die im Freilaufstall in der kroatischen Vojvodina, einem der fruchtbarsten Agrargebiete Europas, Silagefutter kaut. Sie stammt aus Österreich und ist ein Erfolgsprodukt der heimischen Landwirtschaft. „Wir sind in Europa bei Zuchtrindern Exportland Nummer eins“, sagt Anton Wagner, Obmann der Arbeitsgemeinschaft der heimischen Rinderzüchter (ZAR). So wie in Kroatien gilt Österreich auch in der Türkei und in vielen anderen Ländern als die erste Adresse, wenn es darum geht, gesunde und leistungsstarke Viehbestände aufzubauen. „Wir haben den höchsten Veterinärstatus und ein zuverlässiges Datensystem, das macht uns gerade in der Zucht einzigartig“, sagt Wagner. „Wir können derzeit gar nicht genug Zuchttiere haben.“ Inzwischen tauchen sogar Vertreter ausländischer Agrarbetriebe immer öfter persönlich bei österreichischen Versteigerungen auf, um vor Ort einzukaufen.

Nach einem Durchhänger auf den internationalen Märkten im Jahr 2010 brummt das Geschäft mit den Zuchtrinderexporten jetzt wieder. Im Vorjahr legten die Ausfuhren um 30 Prozent zu und erreichten mit 34.700 Stück und mehr als 60 Mill. Euro neue Rekordwerte. Mehr als die Hälfte der Tiere gingen in die Türkei, die im Herbst 2010 den Markt öffnete. Dahinter folgten Italien, Algerien, Russland, Marokko und Kroatien. Heuer geht es auf diesem Niveau weiter. „Wir wollen das Volumen halten“, sagt Wagner, „die Preise passen, sie liegen so hoch wie schon lang nicht mehr.“

Österreichs Rinderbauern haben das Exportgeschäft selbst aufgebaut. Während Bauern in anderen Ländern über Händler arbeiten, vermarkten die heimischen Rinderzuchtverbände unter dem Schirm der ZAR. „Wir haben gemeinsame Anlagen und Platz genug, auch große Exportpartien mit Tieren verschiedener Bauern zusammenzustellen“, sagt Wagner. „Diese Struktur ermöglicht es auch einem kleinen Bergbauern, zu gleichen Kosten zu exportieren wie ein Großbetrieb.“ Insgesamt wurden in den vergangenen zehn Jahren nicht weniger als 200.000 Tiere in 50 Länder verkauft.

Die Rinderwirtschaft ist mit der dazugehörigen Milchwirtschaft eine der wichtigsten Produktionssparten der heimischen Landwirtschaft. „72.000 Rinderbetriebe schaffen 81.000 Arbeitsplätze in der Landwirtschaft und erhalten und pflegen 1,55 Mill. Hektar Grünland“, sagt ZAR-Obmann Wagner, dessen Organisation 26.000 Bauern vertritt. Die Diskussion um die EU-Agrarreform, bei der vor allem Stiermäster zu den großen Verlierern werden könnten, beobachtet er mit Argusaugen. „Wir müssen die Bauern unterstützen“ sagt er. Vor übereilten Schnitten warnt er. „Sonst gibt es bald zu wenige Tiere, die Österreichs Grünflächen abfressen.“

Salzburger Nachrichten - Wirtschaft 27. Juni 2012

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