Samstag, 17. März 2012

Die Landwirtschaft rüstet technisch auf

 



Andreas Klauser treibt den Umsatz beim Landtechnik-Riesen Case IH, der auch Steyr verkauft: 2011 waren es sechs Mrd. US-Dollar.

HANS GMEINER St. Valentin (SN). Die Sicherung der Welternährung ist eine der größten Herausforderungen. Rund um den Globus wird in der Landwirtschaft technisch aufgerüstet, um die wachsende Nachfrage nach Agrarprodukten möglichst kostengünstig befriedigen zu können. Davon profitiert die internationale Landtechnik-Industrie. „Die Lage in der Landwirtschaft ist trotz der Sorge um internationale Wirtschaftskrisen stabil, alle Zeiger weisen nach oben“, sagt Andreas Klauser von Case IH. Der Österreicher sitzt seit fast zweieinhalb Jahren im Chefsessel des zum Fiat-Konzern gehörenden US-Landtechnik-Riesen, unter dessen Dach auch die österreichischen Steyr-Traktoren erzeugt werden. „Wir haben all unsere Ziele bisher weit übertroffen“, sagt Klauser. „Von 3,7 Mrd. US-Dollar im Jahr 2009 erhöhte sich der Umsatz auf knapp sechs Mrd. US-Dollar (4,6 Mrd. Euro, Anm.) im vergangenen Jahr“.

Allein 2011 betrug der Zuwachs im Traktoren-, Mähdrescher und Landtechnik-Geschäft rund 25 Prozent. In Nordamerika erreichte Case IH im Vorjahr einen Umsatz von 3,5 Mrd. US-Dollar. Aus Lateinamerika kam rund eine Mrd. US-Dollar. Gegen die dortigen Zuwachsraten nahm sich das 15-prozentige Plus (auf 1,5 Mrd. US-Dollar) nachgerade mager aus. Heuer werde das Geschäft weiterwachsen, „ich erwarte zehn Prozent Zuwachs“, sagt Klauser. In Europa setzt er große Erwartungen in Rumänien und Bulgarien. Dort geht Titan Machinery, in den USA mit 640 Mill. Dollar Umsatz der wichtigste Händler für Case IH, neue Wege im Vertrieb. „Aus Europa hat sich niemand drüber getraut.“ Die Amerikaner investieren 25 Mill. US-Dollar und peilen mit Großtraktoren 65 Mill. bis 70 Mill. Euro Umsatz an.

In Österreich ist Case IH mit den Marken Steyr und Case unangefochten Marktführer. Mit 1236 verkauften Traktoren und einem Marktanteil von 16,2 Prozent hielt Steyr Platz eins in der Verkaufsstatistik. Zusammen mit Case erreichte man einen Marktanteil von knapp 20 Prozent.

Im Vorjahr wurden in St. Valentin, dem Europa-Sitz von Case IH, 9500 Traktoren beider Marken erzeugt. Es könnten bald mehr sein. Ein Grund dafür: Bei der Bundesbeschaffungsgesellschaft, die für Österreichs Kommunen die Ausschreibungen abwickelt, hat sich Steyr in sieben von zwölf Traktorenkategorien als günstigster Anbieter durchgesetzt.

St. Valentin ist mit knapp 550 Mitarbeitern in den vergangenen Jahren zu einem der wichtigsten der weltweit insgesamt 26 Case-IH-Standorte geworden. „In den vergangenen fünf Jahren haben wir in Österreich 25 Mill. Euro in Ausbau, Modernisierung und Vertrieb investiert“, sagt Klauser. Bis 2015 sollen weitere 15 Millionen dazukommen.

Der frische Wind färbt auch aufs Image des einst als dröge und bieder geltenden Traktorherstellers ab. Bei der YPD-Challenge, bei der sich Jugendliche um Praktika bewerben können, war die Nachfrage nach einem Platz bei Steyr so groß wie bei Red Bull oder McDonald’s. Klausers Schluss daraus: „Für mich beweist das: Landtechnik ist sexy.“

Salzburger Nachrichten - Wirtschaft / 17.03.2012

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