Dienstag, 27. März 2012

Billige Milch gibt es nur von großen Milchbauern




Die Bauern vergrößern ihre Betriebe, weil die Konsumenten günstige Preise wollen und die Förderungen bald weniger werden.


In der heimischen Landwirtschaft hat die Zukunft längst begonnen. Viele Bauern stellen schon jetzt die Weichen und warten die 2014 anstehende EU-Agrarreform gar nicht ab, weil sie ohnehin mit weniger Geld und deutlich schlechteren Förderbedingungen rechnen. Wer es sich zutraut, auch in Zukunft Bauer zu sein, ist schon jetzt dabei, seine Stallungen zu vergrößern und Grundflächen zuzukaufen oder zu pachten. Typisch dafür sind die Milchbauern, die so viel produzieren wie noch nie.

Die Bauern haben auch kaum Alternativen. Einerseits müssen sie mit weniger öffentlichen Geldern auskommen, andererseits ist vom Markt und damit von den Konsumenten her der Druck enorm, möglichst billig zu produzieren. Das geht in den zentralen Produktionsbereichen nur in entsprechend großen Betrieben. Den betriebswirtschaftlichen Gesetzen können sich die Bauern nicht verschließen.

Das freilich wird in der öffentlichen Diskussion, in der die Kleinlandwirtschaft oft zur idealen Form, Stall und Felder zu bewirtschaften, nachgerade verklärt wird, gern ausgeblendet. Die großen Mengen, die günstigen Lebensmittel kommen von den großen Betrieben. Sie sind es auch, die die Versorgung in diesem Land sichern.

Die Landwirtschaft, von der vor allem Städter träumen, funktioniert nur in Teilbereichen. Das Potenzial, das Spezialprodukte oder Direktvermarktung bieten, wird aber überschätzt. Für alle Bauern, die gesamte heimische Landwirtschaft, ist das kein tragfähiges Konzept. Selbst die Biolandwirtschaft kommt selten über den Marktanteil von zehn Prozent hinaus.

So wie sich die Landwirtschaft mit der Gesellschaft arrangieren muss, müssen sich daher wohl auch die Konsumenten mit der Landwirtschaft arrangieren. Schließlich tragen sie in hohem Maß dazu bei, dass die Dinge so sind, wie sie sind. Niedrige Preise und weniger Subventionen sind nur für größere Agrarbetriebe machbar.

Für die kleinen Bauern wird es freilich noch enger. Auch wenn ihnen alle Sympathie gilt, sind die Dinge mit Geld kaum zu regeln. Einen Weg zu finden, ihnen ihre Würde lassen und sie dabei nicht endgültig zu Landschaftspflegern von Steuerzahlers Gnaden zu degradieren, ist eine der Herausforderungen für die Politik.

Man sollte dabei die Kirche im Dorf lassen. Groß heißt in der Landwirtschaft nicht automatisch schlecht. So, wie klein nicht automatisch gut heißt.

Salzburger Nachrichten, Leitartikel Seite 1, 27. März 2012

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