Dienstag, 22. November 2011

Ja!Natürlich geht auf Nummer sicher






HANS GMEINER Milazzo (SN). Seine Augen sprühen vor Begeisterung, wenn er von seinen Orangen und Zitronen spricht, seine Worte überschlagen sich in bestem Trappatoni-Deutsch. „Iste Sonne konzentrierte in die Frucht“, sagt der sizilianische Agronom und Bauer Francesco Salamita voller Inbrunst. „Iste Feuer wie die Sonne.“

Natalie Kirchbaumer von Global2000 glaubt ihm gern. Sie will es aber ganz genau wissen und streift sich Gummihandschuhe über. Mit zwei Sackerln in den Händen streift sie quer durch den Zitronen- und Orangenhain in der Nähe von Syrakus, um Blattproben zu nehmen. Sie werden in Österreich auf Rückstände von Pflanzenschutzmitteln untersucht.

Seit sechs Jahren lässt die Rewe-Biomarke Ja!Natürlich von der Umweltorganisation die Partner im Ausland kontrollieren. Etwa 200 sind das insgesamt.

Die Vor-Ort-Untersuchung von Bioprodukten im Ausland ist Teil eines vierstufigen Systems und damit noch strenger als in Österreich selbst. „Wir wollen einfach näher dran sein an der Produktion“, sagt Christina Angerer, im Ja!Natürlich-Qualitätsmangement für Obst und Gemüse zuständig.

Das Biokontrollsystem der EU ist ja!natürlich zu wenig. „Wir schauen nicht nur auf das Endprodukt, sondern auf den ganzen Prozess“, sagt Ja!Natürlich-Chefin Martina Hörmer. Was wie ein Seitenhieb auf die Biobauern und die sonst übliche Kontrolle klingt, verteidigt sie mit dem Hinweis auf die Notwendigkeit, sich vom Mitbewerb abzuheben. „Für eine Marke ist die Biokontrolle allein zu wenig“, sagt sie.

Der hohe Aufwand rechnet sich. „Für uns und für die Bauern ist das eine Win-win-Situation“, sagt Hörmer. Jeweils rund 1000 Tonnen Orangen und Blutorangen und 3500 Tonnen Zitronen importiert Ja!Natürlich heuer aus Sizilien. Die Insel vor der Stiefelspitze Italiens passt ins Konzept. In drei bis vier Tagen sind die Orangen von dort in den Regalen von Billa, Merkur, Adeg und Sutterlüty. Hörmer: „Wenn es etwas bei uns nicht gibt, suchen wir in möglichst nahen Ländern, wo die Früchte am besten gedeihen.“ Bei vielen Dingen müsse man freilich Nein sagen. „Man kann bei Bio nicht alles zu jeder Zeit haben.“

Hinter Brot ist bei Ja!Natürlich Obst und Gemüse die zweitgrößte Warengruppe. 50 Prozent davon kommen aus dem Ausland. Hörmer: „Es wäre ja undenkbar, dass wir keine Orangen hätten.“ Insgesamt machen ausländische Produkte 20 Prozent des Umsatzes der Rewe-Biomarke aus, der heuer erstmals die 300-Mill.-Euro-Grenze überschreiten wird. Hörmer: „Damit sind wir mindestens doppelt so groß wie das Bioangebot bei Hofer. Erst dann kommt mit großem Abstand Spar.“


Salzburger Nachrichten - Wirtschaft / 22.11.2011

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