Freitag, 2. September 2011

Die Hoffnung stirbt zuletzt






Sommer ist's und die Bauern, respektive deren Vertreter, werden wieder einmal am Nasenring vorgeführt. Im vorigen Jahr war's ein "Schwarzbuch", das die Landwirtschaft in die Schlagzeilen brachte, heuer waren es - wie vor zwei Jahren - die angeblich so hohen Lebensmittelpreise und die "bösen" Schweinebauern, die partout nicht von den Käfigen lassen wollen. Zum Drüberstreuen wurde auch wieder die Vermögenssteuer in Spiel gebracht und holte die Arbeiterkammer die Verfassungsklage gegen die steuerliche Behandlung der Bauern aus der Mottenkiste.

Allerorten wurde reagiert, wie es von denen gewünscht war, die der Landwirtschaft ans Zeug flicken wollen. Der Bauernbundpräsident gab das bitzelnde Rumpelstilzchen, der Kammerpräsident versandte über seine Pressestelle getragene Worte der Empörung. Und der Minister sagte, was er am liebsten sagt: "Ich wehre mich dagegen, dafür bin ich nicht zu haben".

Die Landwirtschaft, vielen ohnehin als Festung und Hort der Abkassiererei und Klüngelei ein Dorn im Auge, aber verlor wieder ein Stück vom einst so untadeligen Ruf.

Freilich kann man sagen, da werde politisch motiviert gegen die Agrarier kampagnisiert. Und es ist auch Verständnis aufzubringen für die Klage, dass all das ungerecht sei.

Faktum freilich ist, dass die Landwirtschaft in der Kritik steht. Faktum freilich ist auch, dass die Landwirtschaft, vor allem die Bauernvertretung, das in den Griff bekommen muss. Aber Faktum ist auch, dass sie genau das nicht tut, ja sogar ziemlich erbärmlich dabei ausschaut. Nicht erst heuer, sondern schon seit Längerem.

Das aber hat damit zu tun, dass man immer noch in jener Vergangenheit festhängt, als man zeitweise so etwas wie das politische Liebkind der Nation war - tüchtige Landschaftspfleger, kreuzbrave Umwelterhalter und ehrliche Nahrungsmittelerzeuger, denen niemand etwas verwehren wollte.

Diese Zeiten aber sind augenscheinlich vorbei. Das heile Bild von der heimischen Landwirtschaft hat Kratzer. Längst schaut die Gesellschaft viel genauer hin, was die Bauern machen, zumal, was sie mit dem Geld machen, das man für sie bereitstellt.

Die Stimmung ist labil geworden.

Und da ist es fatal, wenn die Vertretung der Bauern es nicht schafft, Gehör zu finden, es verlernt hat, mit Signalen der Gesellschaft umzugehen, mit den politischen Kräften im Lande nicht kommunizieren kann und Probleme damit hat, die Konsumentinnen und Konsumenten zu gewinnen.

Dass sich die Agrarpolitik in dieser Situation dem Stillstand und der Sicherung der Vergangenheit verschrieben hat, in der neue Initiativen eher abgestellt und boykottiert als unterstützt werden, ist vor diesem Hintergrund nur kontraproduktiv zu nennen.

Die Landwirtschaft ist mit diesem Politikverständnis und mit dieser Politik dabei, das Heft aus der Hand zu geben. Politische Erfolge sind ohnehin schon spärlich geworden. Nachhaltiges, Zukunftweisendes, Substanzielles, das den Bauern Perspektiven geben könnte, ist wenig in Sicht. Initiativen wie Berlakovichs Unternehmen Landwirtschaft 2020, die dafür Basis sein könnten, scheinen zu verschlampen. Von den sieben Arbeitsfeldern, die im Frühjahr 2010 großspurig angekündigt wurden, lieferten erst zwei Zwischenergebnisse. Bei allen anderen enden die Internet-Berichte im September oder Oktober des Vorjahres.

Ein schlechtes Zeichen für die bevorstehenden Verhandlungen zur Agrarreform, bei der es um die Zukunft geht? Hoffentlich nicht, kann man den Bauern da nur wünschen.


Gmeiner-meint Blick ins Land 2. 9. 2011

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