Montag, 4. April 2011

Käsemacher bauen ihre eigene Welt





„Die Käsemacher“ wachsen beständig. Nun soll die „Käsemacherwelt“ 30.000 Besucher ins Waldviertel locken.

HANS GMEINER Waidhofen/Thaya (SN). Sie sind allesamt kleine Verführungen – die mit Schafkäse gefüllten Paprikaschoten, die Käse-Artischocken, die mit Frischkäse gefüllten Datteln oder Pfefferoni und die Ziegenkäsetaler im Speckmantel. Mit feinen Kreationen wie diesen ist das Waldviertler Unternehmen „Die Käsemacher“ in den vergangenen Jahren groß geworden. „Mut zum Geschmack“ nennt das Marketing-Chef Thomas Jungreithmayr. Er leitet derzeit die Geschicke des Unternehmens in der Vertretung des nach einem Motorradunfall seit Monaten rekonvaleszenten Gründers und Eigentümers Hermann Ploner.
Der Mut wird belohnt. Der Umsatz legte im Vorjahr um zehn Prozent zu und erreichte 21 Mill. Euro. Heuer will man weiter zulegen. „Die Erholung der Märkte macht uns zuversichtlich“, sagt Jungreithmayr.

45 Prozent des Umsatzes macht das 120-Mitarbeiter-Unternehmen im Ausland. Jungreithmayr: „Unsere wichtigsten Exportmärkte sind die Beneluxländer, Deutschland, Frankreich und Großbritannien.“ Käsemacher-Produkte finden aber auch in Polen, in Russland und in den USA immer mehr Freunde.

Neben den mit Frischkäse und Käsezubereitungen gefüllten Gemüsen und Früchten gibt es von den Käsemachern auch Spezialitäten wie Schafkäse in Chilisauce oder Waldviertler Mohnkäse. Die Ziegen- und Schafmilch wird von rund 70 Bauern aus dem Waldviertel geliefert. Aus der Übernahme und Verarbeitung von Kuhmilch direkt von den Bauern ist man vor zwei Jahren ausgestiegen. „Die beziehen wir jetzt von der örtlichen Molkerei“, sagt Jungreithmayr.

Derzeit ist das Unternehmen dabei, sich völlig neu aufzustellen. In den nächsten Monaten wird die Zentrale von Waidhofen an der Thaya ins wenige Kilometer entfernte Vitis verlegt und in Heidenreichstein arbeitet man mit Hochdruck an der Fertigstellung der „Käsemacherwelt“.

Dort hat man aus der Konkursmasse des vor vier Jahren gescheiterten Tourismusprojekts „Anderswelt“ das fünf Hektar große Grundstück samt Gebäuden und 1000-Quadratmeter-Teich gekauft. „Aber Herbst wollen wir hier Einblicke in die Welt des Käses bieten und den Besuchern ermöglichen, selbst Käse zu machen“, sagt Jungreithmayr.

Jährlich soll die Schaukäserei mit umfangreichem Gastronomie- und Freizeitangebot rund 30.000 Besucher in die kleine Stadt an der tschechischen Grenze locken.

„Wir investieren rund sechs Millionen Euro“, sagt Jungreithmayr. Für ihn ist die „Käsemacherwelt“, die es ermöglicht, künftig auch Rotschimmelkäse zu erzeugen, vor allem Marketinginstrument. „Es geht uns dabei um den Aufbau einer besonderen Kundenbindung“, sagt er. Das Kalkül: „Für die klassische Werbung sind wir zu klein, die ist zu teuer für uns, aber wer bei uns selbst sein Stück Käse geformt hat, der wird auch daheim im Su permarkt zu unseren Produkte greifen.“

Salzburger Nachrichten - Wirtschaft 4. April 2011

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