Freitag, 4. März 2011

Berglandmilch spielt die Karte „Tirol“





Auf sicheren Käse statt launenhafter Exportmilch setzt der neue Tirol Milch-Eigentümer Berglandmilch.

HANS GMEINER Wels (SN). Nach dem grünen Licht der Kartellbehörde für den Zusammenschluss laufen bei Berglandmilch die Vorbereitungen für die Eingliederung der Tirol Milch auf Hochtouren. „Ab April, mit dem neuen Milchwirtschaftsjahr, soll alles laufen“, sagt Berglandmilch-Chef Josef Brauns hofer im Gespräch mit den SN. Und das soll mehr sein als die bloße Erfüllung der Auflagen der Wettbewerbsbehörde wie Preismonitoring oder garantierte Abnahme einer bestimmten Milchmenge. Vor allem die Käseproduktion soll ausgebaut und damit die Wertschöpfung erhöht werden.
Bisher exportierte Tirol Milch rund 25 Prozent der gesamten Milchmenge unverarbeitet hauptsächlich nach Italien. „Für eine derart gute Milch eigentlich eine Schande“, sagt Braunshofer. „Wir wollen mit dieser Menge, immerhin rund 60 Mill. Kilogramm, vor allem Käse, aber auch teilweise H-Milch erzeugen“. Für den nötigen Schub auf den Märkten soll die Marke Tirol Milch sorgen. „Das ist nicht nur die stärkste Regionalmarke in Österreich, sondern sie ist auch in Deutschland sehr zugkräftig“, sagt Braunshofer. Neue Produkte sollen noch vor dem Sommer auf den Markt kommen. Das Werk in Wörgl will Berglandmilch in den kommenden zwei Jahren mit einem Aufwand von mehreren Millionen Euro ausbauen. Das Werk in Lienz soll als Manufaktur für Weichkäse weitergeführt werden.

Mit der Übernahme der Tirol Milch wächst die jährliche Verarbeitungsmenge der Berglandmilch auf 1,15 Mill. Kilogramm Milch, der Umsatz auf 760 Mill. Euro, die Zahl der Mitarbeiter auf 1350 und die Zahl der Lieferanten auf 16.000. Damit ist Berglandmilch, zu der bald auch die kleine steirische Stainzer Molkerei gehören soll, mit Abstand größter Milchverarbeiter in Österreich. Im internationalen Vergleich ist Berglandmilch dennoch eine kleine Nummer. Erst vor wenigen Wochen etwa fusionierten in Deutschland Nordmilch und Humana zu einem Milchkonzern mit einer Verarbeitungsmenge von 4,8 Mill. Tonnen Milch.

Diese Megafusion vor Österreichs Haustür kommt in einer Phase, in der der Milchmarkt wieder interessant wird. Auf den internationalen Märkten ziehen die Preise seit Wochen spürbar an. Als Grund dafür gilt die Erholung der Weltwirtschaft. Insbesondere der für Europa wichtige russische Markt läuft wieder besser.

Da und dort wird bereits eine Preisexplosion wie vor drei Jahren – je nach Standpunkt – erwartet oder befürchtet. Damals schnellten die Preise binnen weniger Wochen von weniger als 30 auf weit über 40 Cent je Kilogramm.

Salzburger Nachrichten - Wirtschaft 4. März 2011

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