Samstag, 12. Februar 2011

Höhere Agrarpreise befeuern Traktorenmarkt





Case IH legt unter österreichischer Führung kräftig zu und will im Traktorenwerk in St. Valentin investieren.

HANS GMEINER St. Valentin (SN). Wenn die Mitarbeiter von Case IH in Racine im US-Bundesstaat Wisconsin ihren Chef ab und an im Trachtenrock sehen, geraten sie nachgerade in Verzückung. „Oh, traditional clothes – like in ,Sound of Music‘.“ Es sind nicht die einzigen Komplimente für den Oberösterreicher Andreas Klauser, der seit Ende 2009 im Chefsessel eines der größten Traktoren- und Landtechnikherstellers der Welt sitzt. Auch die Geschäftszahlen, die er in seinem ersten Jahr an die Konzernmutter Fiat in Turin melden konnte, können sich sehen lassen. „Wir haben im Vorjahr mit Case IH das beste Ergebnis seit 30 Jahren erzielt.“ Der Umsatz legte zehn Prozent zu und erreichte knapp fünf Mrd. Dollar, umgerechnet 3,85 Mrd. Euro. „Damit haben wir die Ziele übertroffen“, sagt Klauser. Case IH ist damit umsatzmäßig so groß wie New Holland, das Schwesterunternehmen in der CNH-Gruppe.

Auch wenn die Landtechnikmärkte im Gefolge der Krise 2008 auch im Vorjahr immer noch lahmten und die Hersteller vor allem in Europa mit Absatzrückgängen zu kämpfen hatten, gelang es Case IH, den Rückgang zu stoppen. Heuer rechnet Klauser mit einer Trendumkehr. Mit den höheren Agrarpreisen bekommen die Bauern wieder Lust auf neue Traktoren und Maschinen. „Seit Herbst ist eine Wende deutlich spürbar. Nordamerika läuft beständig gut, Frankreich, Deutschland und Großbritannien boomen seit drei Monaten, auch in Österreich gibt es seit dem Herbst kräftige Zuwächse.“ Selbst auf den Märkten in Osteuropa seien positive Signale erkennbar.

Das ist Wasser auf die Mühlen von Fiat-Boss Sergio Marchionne, der mit der Landwirtschaft gro-ße Pläne hat. „Fiat investiert gezielt in diese Sparte und denkt über strategische Partnerschaften nach“, sagt Klauser, der im Dezember 2008 von Marchionne an die Case-IH-Spitze geholt wurde.

Davon soll auch der Case-IH-Standort in St. Valentin profitieren. Dort werden derzeit mit 550 Mitarbeitern rund 10.000 Traktoren der Marken Steyr und Case IH erzeugt. „Es ist geplant, in den nächsten drei Jahren hier rund 18 Mill. Euro in die Erweiterung der Kapazitäten auf 12.500 Traktoren und in die Verbesserung der Qualität zu investieren“, sagt Klauser.

St. Valentin ist einer von drei Standorten in Europa, an denen Case IH Traktoren erzeugt. „Das österreichische Werk ist zwar das kleinste, aber das profitabelste und deshalb auch für den Konzern interessant“, sagt Klauser. „Die Marke Steyr, deren Hauptmarkt die deutschsprachigen Länder sind, trägt wesentlich dazu bei.“

In Österreich war die heimische Traditionsmarke auch im Vorjahr mit einem Marktanteil von 17 Prozent wieder Marktführer. Zusammen mit den Traktoren, die unter der Marke Case verkauft wurden, lag der Marktanteil von Case-IH-Traktoren knapp über 20 Prozent.

Insgesamt erzeugt Case IH weltweit an 26 Standorten Maschinen und Geräte für die Landwirtschaft – von Traktoren und Mähdreschern über Baumwollpflücker und Strohpressen bis hin zu Zuckerrohr-Erntemaschinen.

Klauser hat das Unternehmen im Griff, genauso wie das Pendeln in die USA – den Trachtenrock immer im Gepäck.


Salzburger Nachrichten - Wirtschaft / 12.02.2011

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