Donnerstag, 3. Februar 2011

Entwarnung für Schweinebauern





Der deutsche Dioxinskandal kostete die heimischen Schweinebauern zumindest 1,5 Mill. Euro. Die Preise steigen wieder.

HANS GMEINER Salzburg (SN). Vor zwei Wochen noch zitterten die heimischen Schweinebauern vor einem „Preis-Tsunami“, wie sie es nannten. Sie fürchteten, dass im Gefolge des deutschen Futtermittelskandals auch in Österreich die Preise abstürzen. Nun kommt von allen Seiten Entwarnung.

Zum einen half eine von der EU-Kommission rasch auf die Beine gestellte Einlagerungsaktion, die Märkte zu beruhigen. Zum anderen halfen sich die Bauern selbst. Vor allem in Deutschland, aber auch in Österreich verkauften viele Bauern die Schweine angesichts der historisch niedrigen Preise nicht, sondern ließen sie in den Ställen stehen. Das wirkte. Das knappere Angebot sorgte prompt für eine Wende auf dem Markt. Seit der vergangenen Woche steigen die Preise wieder. In Österreich zogen die Preise nach einer Woche mit einem Minus von zehn Cent je Kilogramm wieder um die gleichen zehn Cent an. Der Schaden für die Branche ist dennoch beträchtlich. Hans Schlederer, Geschäftsführer der Österreichischen Schweinebörse, schätzt, dass allein diese Woche die Bauern rund 1,5 Mill. Euro kostete.

In Deutschland, wo der Rückgang deutlich stärker ausfiel, geht man mittlerweile davon aus, dass sich der Schweinemarkt rasch weiter erholt. In Österreich ist man vorsichtiger. „Die Lage ist schwer einzuschätzen“, sagt Schlederer. „Die heimischen Verarbeiter haben das niedrige Preisniveau der vergangenen Wochen genutzt, um sich mit Vorräten einzudecken.“ Statt in Österreich kauften sie lieber im noch billigeren Deutschland. Marktkenner Schlederer schätzt, dass just in der Krisenphase, als sich Angst vor deutschem Fleisch breitmachte, zumindest 20.000 Schweine zusätzlich aus Deutschland importiert wurden. „Das Fleisch ist ja okay, aber es drückte den Preis.“

Die weitere Entwicklung hänge nun vor allem davon ab, wie rasch die derzeit für deutsches Fleisch gesperrten Märkte Russland oder Südkorea wieder geöffnet würden.

Auch wenn dort die Grenzbalken in den nächsten vier Wochen wieder hochgehen sollten, ist laut Schlederer damit zu rechnen, dass die Bauern zumindest im nächsten Halbjahr noch mit den Folgen des Dioxinskandals zu kämpfen haben werden. „Das eingelagerte Fleisch kommt ja, wenn auch dosiert, wieder auf den Markt.“

Das ist aber nicht die einzige Sorge der heimischen Schweinezüchter. Sorgenfalten treiben ihnen auch die steigenden Futtermittelkosten auf die Stirn. Damit steht die Wirtschaftlichkeit der Schweineproduktion auch von einer zweiten Seite unter Druck. Das erklärt auch den erbitterten Widerstand der Schweinebauern gegen Pläne, die heimische Produktion auf die noch teurere GVO-freie (Gentechnisch veränderte Organismen) Sojafütterung umzustellen. Es sei ohnehin erwiesen, dass das Fleisch auch dann gentechnikfrei sei, wenn die Tiere mit gentechnisch verändertem Soja, das aus Übersee importiert werde, gefüttert worden seien. Sie befürchten, auf den zusätzlichen Kosten sitzen zu bleiben.


Salzburger Nachrichten Wirtschaft / 03.02.2011 / Print

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