Samstag, 19. Februar 2011

Bio in feinster Aufmachung





HANS GMEINER
Nürnberg (SN). Die Kartoffel präsentiert er in einer großen Kühlvitrine. Vakuumverpackt – im Ganzen, geviertelt, gewürfelt. „Dass Bio eine kontemplative Geschichte ist, das war einmal, heute geht es nur mit Vollgas“, sagt der Herr in feinem dunkelblauem Anzug und Krawatte. Er ist ein Landwirt aus dem Weinviertel. Auf der BioFach in Nürnberg, der mit 2500 Ausstellern weltgrößten Fachmesse für Ökoprodukte, wirbt er um Kunden, wie 86 weitere österreichische Unternehmen.
Der Markt für Biolebensmittel gilt immer noch als Goldgrube. „Der Biomarkt ist in Österreich am weitesten entwickelt, aber man wird auch schon in Wladiwostok nach Bio gefragt“, sagt Peter Augendopler. Sein Unternehmen Backaldrin macht bereits rund fünf Prozent des 130-Mill.-Euro-Umsatzes mit Biobackmischungen. „Neben dem Kornspitz und anderem Kleingebäck vor allem Brot“, sagt Augendopler: „Jährliche Zuwachsraten von fünf bis zehn Prozent sind möglich.“

Branche optimistisch
Trotz Dämpfern durch die Wirtschaftskrise ist die Branche ungebrochen optimistisch. Auf rund 40 Mrd. Euro wird der weltweite Umsatz geschätzt. An die 20 Mrd. Euro umfasst der europäische Markt. Ein schwaches Drittel davon entfällt auf Deutschland. Das kleine Österreich zählt zu den großen Nummern. Knapp 22.000 Bauern, 16 Prozent aller landwirtschaftlichen Betriebe, bewirtschaften hierzulande 544.000 Hektar (19,4 Prozent der Gesamtfläche) im Biolandbau. In manchen Bundesländern wie in Salzburg liegt der Bioanteil weit jenseits der 50-Prozent-Marke.

Fleisch ist am teuersten
Nicht nur, weil Hofer seine Eigenmarke „Zurück zum Ursprung“ umstellte, legte Bio im Vorjahr im heimischen Einzelhandel (ohne Brot) laut AMA-Marketing mengenmäßig um 21,5 Prozent und wertmäßig um 18,7 Prozent zu. Bei Milch, Eiern und Kartoffel sind die Bioanteile besonders hoch. Allerdings gibt es teils markante Verschiebungen. So ist die spezialbehandelte und länger haltbare Bio-ESL-Milch offenbar bei den Käufern in Ungnade gefallen. Ihr Anteil sank in vier Jahren von 27,4 auf 15 Prozent, während unbehandelte Vollmilch von 7,7 auf 15,6 Prozent zulegte. Bei Fleisch, Geflügel, Wurst und Schinken hingegen tritt man seit Jahren auf der Stelle. Die Produktionskosten seien dort im Vergleich zu konventioneller Ware zu hoch, die Preisabstände zu groß, heißt es. „Wir brauchen auf den Höfen höhere Preise, damit wir den Bioboom auch absichern können“, sagen Agrarpolitiker wie Oberösterreichs Landesrat Max Hiegelsberger.

Salzburger Nachrichten - Wirtschaft, 19. Februar 2011

1 Kommentar:

  1. Daß der Anteil an Bio-ESL Milch zurückgegangen ist und der Anteil an unbehandelter Vollmilch sich verdoppelt hat , wundert mich nicht . Konsumenten die zu Bio greifen , tun dies bewußt , da sie sich neben den Umweltaspekten vor allem mit gesunder Ernährung beschäftigen . Und da schneidet unbehandelte , frische Vollmilch bei weitem besser ab als ESL-Milch ,

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