Freitag, 29. Oktober 2010

Trau, schau – aber wem?





Von neuen Lösungen für die Vermarktung von Biogetreide, wie sie nach der Fast-Pleite der Agentur für Biogetreide im Sommer angekündigt wurden, ist einstweilen wenig zu sehen.

Die Politik hat sich wieder verkrümelt. Der Bundesverband Bio Austria, die RWA und der ewige Engelbert Sperl mit seiner agricultura und der flugs aus dem Hut gezauberten Bio-Qualitätsgetreide GmbH basteln mehr neben- als miteinander an Lösungen. Bio Austria Niederösterreich und Burgenland wissen nicht, wo sie ihr Ei hinlegen sollen. Andreas Kocourek ist dem Vernehmen nach trotz Vorstrafe und Fast-Pleite mit der Agentur immer noch eine Zentralfigur der Szene. Und Ja!natürlich, Crop Control und Pinczker werden, ganz brav und artig, nicht müde zu betonen: „Aber wir haben den vollen Preis gezahlt“.

Kurzum - es geht rund aber nichts weiter.

Viele Bauern aber haben immer noch kein Geld.

Kein Wunder, dass manchen der Kragen platzt. Sie wollen nicht akzeptieren, dass die Agentur auf ihrem Rücken saniert wird und sie auf Geld verzichten sollen. Nach Angaben der nö. Zeitung MeinBezirk haben einige Landwirte die Agentur inzwischen geklagt.

Was in den letzten Wochen ruchbar geworden ist, macht ihre Wut wohl nicht kleiner. Prominente Vertreter von Bio Austria Niederösterreich und Burgenland (beide Organisationen sind Teilhaber der Agentur) sowie der Agentur selbst sollen schon im Vorjahr nicht nur an die Agentur geliefert haben. Glückliche Fügung? Für sie jedenfalls lohnte sich das Fremdgehen, haben sie doch ihr Geld in der Tasche.

Dazu gehört etwa Gerhard Hof, Vorstandsmitglied von Bio Austria Niederösterreich. Ausgerechnet seine Aufgabe in den vergangenen Monaten war, die um ihr Geld bangenden Agentur-Lieferanten von einem Forderungsverzicht zu überzeugen. Dabei belieferte er offenbar schon im Vorjahr den „zurück zum Ursprung“-Exklusiv-Lieferanten agricultura. Auf der Homepage von „zurück zum Ursprung“ jedenfalls wird er unter der Chargennummer 18.06.2010 S als einer der Getreide-Lieferanten für „Feine Bio-Semmeln“ genannt.

Auf der „Zurück zum Ursprung“-Liste steht auch Josef Strommer, in der Hierarchie der Agentur für Biogetreide gleich hinter Andreas Kocourek und für Information, Kommunikation und Qualitätssicherung zuständig. Er ist als Getreidelieferant für den „Sesam Bio-Kornspitz“ angeführt. Trotz der Chargennummer 03.10.2010 L gehen Branchenkenner davon aus, dass es sich dabei mit hoher Wahrscheinlichkeit um Getreide aus der Ernte 2009 handelt.

Und als ob das nicht schon genug wäre, stellte sich nun heraus, dass Engelbert Sperl und Josef Weghaupt (letzterer war bis Juni Geschäftsführer der Agentur und ist jetzt wieder einfacher Mitarbeiter) bereits Im November 2009 und im März 2010 gemeinsam Unternehmen gründeten – die Joseph-Brot GmbH in Wien und die Bio Troad Bäckerei GmbH in Vitis. Diese Firmengründungen sind nicht nur was Weghaupt als Person anlangt bemerkenswert, sondern auch – im Hinblick auf die späteren Bemühungen Sperls die Agentur-Bauern aufzufangen - was den Zeitpunkt betrifft, zu dem sie geschahen.

Sei es wie es sei. Da passt auch, dass der 30-Prozent-Eigentümer der Agentur für Bio-Getreide bei einer Versammlung unwidersprochen ließ, dass er, als er vorübergehend nicht Geschäftsführer des Unternehmens war, als Konsulent angeblich bis zu 200.000 Euro im Jahr verdiente. Das wären fast 17.000 Euro pro Monat – viel Geld dafür, dass jetzt so viele Bauern durch die Finger schauen müssen.

Blick ins Land - 1.November 2010

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