Freitag, 17. September 2010

Tapfere Milchzwerge




Die Fusionswelle in der Milchwirtschaft wird weitergehen. Der Druck wächst.

HANS GMEINER Zeillern (SN). Wenn nichts mehr dazwischenkommt, wird nächste Woche der Zusammenschluss der Berglandmilch mit Tirol Milch endgültig fixiert. Diese Fusion, die über den Sommer heftigen politischen Staub aufwirbelte, ist bereits die dritte innerhalb eines Jahres. Vor einem Jahr übernahm Berglandmilch die Welser Landfrisch, Anfang Juli zogen die Salzburger Alpenmilch und Käsehof unter ein Dach.
Abgeschlossen ist damit der Konzentrationsprozess in der heimischen Milchwirtschaft noch lang nicht. Die niederösterreichische NÖM, die in Tirol den Kürzeren zog, signalisiert immer wieder Interesse an der Übernahme anderer Molkereien. Der Gmundner Milch werden ähnliche Ambitionen nachgesagt. Helmut Petschar, Chef der Kärntnermilch und Sprecher der heimischen Molkereien, wundert das nicht: „Der Druck wird nicht weniger.“

Schon jetzt arbeiten die Molkereien in den unterschiedlichsten Formen zusammen. Insbesondere hilft man sich gegenseitig in der Produktion aus. „Aus solchen Kooperationen können dann schon Fusionen entstehen“, sagt Molkereien-Sprecher Petschar.

Von Größenordnungen wie sie international üblich sind, ist man in Österreich ohnehin weit entfernt. „Da sind wir Zwergerl“, sagt Josef Braunshofer, der mit der Berglandmilch künftig mehr als 50 Prozent der heimischen Milch verarbeiten wird. „Die deutsche Müllermilch verarbeitet an einem einzigen Standort mehr, als die gesamte heimische Milch ausmacht.“ Das sind immerhin 2,7 Millionen Tonnen jährlich. Auf den Märkten fragt niemand danach. „Gegen die müssen wir aber antreten“, sagt Braunshofer.

Dass das nicht leicht ist, zeigt die Außenhandelsstatistik des ersten Halbjahrs. Während die Exporte um fast vier Prozent zurückgingen, legten die Importe um fast fünf Prozent zu. „Der Druck von außen nimmt zu“, sagt Braunshofer. „Die sind billiger, weil man dort den Bauern weniger zahlt.“

Insgesamt liegt die heimische Milchwirtschaft umsatzmäßig aber heuer besser als im Vorjahr. Auch bei den Bauern geht es leicht aufwärts. Im Jahresvergleich gab es beim Erzeugermilchpreis mit netto 29,11 Cent je Kilogramm ein Plus von 1,11 Prozent. In Summe macht das für die 38.000 Lieferanten ein zusätzliches Milchgeld in der Höhe von 18,6 Mill. Euro aus.

Sah es vor dem Sommer noch so aus, als steige der Bauernmilchpreis weiter, ist inzwischen Skepsis eingekehrt. Die Anlieferung steigt, Donnerstag gab der Landwirtschaftsminister sogar zusätzliche Quoten frei. „Derzeit ist der Marktpreis stabil“, sagt Petschar. „Ich hoffe, dass wir ihn bis zum Jahresende halten können.“

Salzburger Nachrichten Wirtschaft 17. September 2010

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