Dienstag, 9. Februar 2010

Kühe künftig nach „Businessplan“ melken




Landwirtschaftminister Berlakovich will Bauern zu Profis machen – Fischler fordert „klare Bedingungen“

HANS GMEINER
Wien (SN). In der heimischen Landwirtschaft kommt nun die Diskussion über die Zukunft auf Touren. Auf den Höfen will man wissen, wie es weitergehen wird. In drei Jahren steht die nächste Reform der EU-Agrarpolitik an, die Preise sind immer noch unbefriedigend, die Einkommenssituation nach dem 20-prozentigen Minus im Vorjahr alles andere als zufriedenstellend. „Man braucht zuerst klare Bedingungen, Aufga-
benstellungen und Ziele und dann einen Weg, wie man dahin kommt“, erklärte am Montag der ehemalige EU-Kommissar Franz Fischler als Vorsitzender der traditionellen Agrar-Wintertagung des Ökosozialen Forums in Wien.
An den Wegen fehlt es derzeit freilich in Österreich noch. Während Deutschland bereits ein konkretes Positionspapier zu den Verhandlungen zur EU-Agrarreform diskutiert und dies dort mit verschiedenen Interessengruppen abgestimmt wird, geht man es in Österreich langsamer an. Ein Positionspapier zur Zukunft der heimischen Bauern in der EU gibt es einstweilen nicht, seit Montag gibt es allerdings ein Konzept „Unternehmen Landwirtschaft 2020“.

Die Eckpfeiler des Programms, das Landwirtschaftsminister Niki Berlakovich bei der Wintertagung als Professionalisierungsoffensive für die heimischen Bauern vorstellte, klingen bekannt: „Wettbewerbsfähigkeit“, „Gesunde und sichere Lebensmittel“ und „Umwelt- und Klimaschutz, erneuerbare Energie“.

Über neue Bildungs- und Beratungsangebote und neue Ausbildungsfelder sollen die Landwirte für die Zukunft qualifiziert werden. Damit das Programm wirklich wirksam wird, will man möglichst alle Bauern zu einer breit angelegten Betriebsanalyse und zur Erstellung eines Business plans für ihre Höfe anhalten. „Damit sollen die landwirtschaftlichen Betriebe in die Lage versetzt werden, sich in Zukunft behaupten zu können“, sagte der Landwirtschaftsminister. Es gebe noch Kostenpotenziale zu heben.

Noch sind die Pläne freilich sehr vage. Zu konkreten Inhalten wollte der Landwirtschaftsminister am Montag noch nichts sagen. Offen blieb auch, wie das Programm in das ohnehin sehr umfangreiche Bildungsangebot für die Bauern eingefügt wird. Und keine konkreten Angaben gibt es auch noch darüber, ob die Teilnahme für die Bauern freiwillig sein wird, oder ob damit etwa der Zugang zu Förderungsmitteln verbunden sein wird.

„Die Details werden in den nächsten Monaten von Ministerium, Kammern und Ländern ausgearbeitet, im Herbst sollen dann entsprechende Ausbildungsmodule angeboten werden“, sagte Berlakovich.

Bei der Umsetzung des Programms will der Landwirtschaftsminister mit den derzeit für Bildung und Ausbildung zur Verfügung stehenden Mitteln auskommen. „Die Kammern müssen sich dieser Aufgabe stellen.“

Salzburger Nachrichten - Wirtschaft 9. Februar 2010

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