Freitag, 15. Januar 2010

Exportwunder stößt an Grenze





HANS GMEINER Berlin (SN). Eigentlich hätten die Schampuskorken knallen sollen. Mit knapp acht Millionen Tonnen war im Vorjahr die Gesamtmenge der heimischen Agrarexporte so groß wie noch nie. „Umgelegt auf die Einwohnerzahl Österreichs bedeutet das, dass wir pro Österreicher eine Tonne Agrarprodukte und Lebensmittel exportiert haben“, rechnete Donnerstag Stephan Mikinovich, Chef der AMA-Marketing, bei der „Grünen Woche“ in Berlin vor. Doch trotz des Zuwachses um mehr als fünf Prozent bleibt der Schampus zu, denn die Steigerung der Exportmenge konnte den starken Rückgang der Preise nicht wettmachen. Nach aktuellen Schätzungen werden die Exporte daher wertmäßig mit insgesamt 7,1 Mrd. Euro um 10,4 Prozent unter dem Niveau des vorangegangenen Jahres liegen.

Das ist ein Dämpfer für eine der Erfolgsstorys der heimischen Landwirtschaft. Nach der beispiellosen Aufholjagd in den Jahren nach dem EU-Beitritt, als sich die Ausfuhren innerhalb von zehn Jahren mehr als vervierfachten und sich die Agrarhandelsbilanz ausglich, scheint man nun an Grenzen zu stoßen. Seit drei Jahren wachsen die Importe von Agrarprodukten nach Österreich sowohl mengen- als auch wertmäßig wieder schneller als die Exporte oder gingen (wie im Vorjahr) weniger stark zurück. Die ausgeglichene Agrarhandelsbilanz wie noch 2006 ist damit wieder in weite Ferne gerückt. Für 2009 wird ein Defizit von 700 bis 800 Millionen Euro erwartet.

Immer weiter geht auch die Schere beim Wert der Außenhandelsgüter auseinander. Während für ein Kilogramm österreichischer Ware im Export im Schnitt 0,90 Cent erlöst wurden, waren es beim Import 1,13 Euro. Vor fünf Jahren lag dieses Verhältnis, das Anhaltspunkt für Verarbeitungsgrad und Qualität der Produkte ist, noch bei 0,96 zu 0,99 Cent.

„Dafür sorgen Importprodukte, in denen viel Know-how und Forschungsgelder stecken, wie Milchprodukte gegen Darmträgheit“, sagt Mikinovich. „Da können wir nicht mit, darum setzen wir auf Frische.“


Salzburgrer Nachrichten Wirtschaft / 15.01.2010 / Print

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