Mittwoch, 14. Januar 2009

Passagiere auf Hochschaubahn





Die Bauern leben derzeit wie auf einer Hochschaubahn. Vom Höhenflug der Agrarpreise, der vor Jahresfrist die Schlagzeilen beherrschte, ist nichts mehr geblieben. Die Preise für Milch, Getreide und Fleisch sind wieder auf Talfahrt und zuweilen tiefer, als sie je waren.

Entsprechend ist die Stimmung auf den Höfen. Von der Euphorie des Vorjahres, als viele Bauern nach langer Zeit wieder an die Zukunft glaubten, ist wenig geblieben. Jetzt steht man wieder da wie vorher - mit niedrigen Preisen und trüben Aussichten. Und dem Gefühl, von Lobbys in Wirtschaft und Politik benutzt und über den Tisch gezogen worden zu sein.
Lebensmittel sind immer noch vergleichsweise teuer im Verhältnis zur Preisentwicklung bei Agrarprodukten, die seinerzeit für Grund für Preiserhöhungen herhalten musste. Die Getreide- und Milchlager sind voll wie lange nicht mehr, aber der Hunger in der Welt trotzdem um kein Jota geringer als vor einem Jahr. Bloß die Bauernpreise sind - wieder - im Keller.
Optimismus fällt den Bauern derzeit schwer. Trübsal ist aber auch nicht angebracht. Das Eigentum an Grund und Boden und damit die Eigenkapitalausstattung gibt der Landwirtschaft Rückhalt wie keiner anderen Branche. Das Einkommen pro Kopf ist trotz des Rückgangs im Jahr 2008 noch um gut 25 Prozent höher als vor vier, fünf Jahren. Und die mittelfristigen Aussichten sind angesichts der insgesamt wachsenden Nachfrage nach Agrarprodukten nicht schlecht - auch wenn die Bauern das derzeit kaum glauben können.
Freilich: Daraus etwas zu machen, liegt freilich nicht nur an ihnen, sondern ist auch Aufgabe der Politik.

Von Hans Gmeiner am 14. Jan 2009 in Aktuell, Wirtschaft

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