Freitag, 4. September 2009

Ein Kampf mit leeren Magazinen





Die Milchpreise sind seit Monaten auf historischen Tiefstständen. Bei den Getreidepreisen ist es kaum anders. Und auch die Fleischpreise reichen kaum, um die Kosten zu decken.

Von der größten Krise der Landwirtschaft seit Jahrzehnten sprechen da bereits manche. Nichts scheint sie stoppen zu können. Die Exportförderungsmittel für Milchprodukte, die von der EU nach langem politischem Ringen freigemacht wurden, verpufften wirkungslos. Ebenso wirkungslos blieben bisher die Einlagerungsaktionen für Butter und Magermilch. Gar nichts brachte bisher auch, dass Österreich die Anhebung der Quoten aufschob. Und was die Neuregelung der nationalen Saldierung bringt, muss sich auch erst zeigen.

Bei Getreide ist es kaum anders. All die Ölmühlen und Biospritwerke, die in den vergangen Jahren in ganz Europa mit Milliardenaufwand gebaut wurden, können die Ölsaaten-, Mais- und Getreidepreise nicht retten. Sie sind heuer noch schlechter als vor drei, vier Jahren.

Selbst der Biolandbau, lange Jahre die Alternative schlechthin und mit viel Geld von der Politik hochgepäppelt, steckt in veritablen Schwierigkeiten. Der Milchmarkt ist auch dort aus dem Ruder. Und bei Getreide und Futtermitteln krachts in der Szene, wie man es sonst nur den sprichwörtlichen Kaisersemmeln nachsagt. Man kommt mit dem Nachfragerückgang und dem Preisabsturz nicht zurande.

Die Magazine der Agrarpolitik scheinen leergeschossen zu sein. Gerade jetzt, wo die Bauern so dringend Unterstützung bräuchten, ist kaum mehr etwas da, mit dem man helfen könnte.

Die möglichen Maßnahmen, auf die man in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten setzte, scheinen ausgereizt. Die da und dort und vor allem auf dem Milchmarkt erhobenen Forderungen nach Produktionsbeschränkungen, nationalen Lösungen und Abschottung nach außen sind international kaum mehr durchzusetzen - ganz abgesehen davon, dass sie sich sehr schnell als kontraproduktiv erweisen könnten, weil die Milchbauern große Produktionsmengen verlieren könnten.

Auch die Möglichkeiten, mit Geld korrigierend einzugreifen, sind längst ziemlich eingeschränkt. Im Jahr 2000 erhielten Österreichs Bauern im Schnitt knapp 8000 Euro. Für 166.000 Bauern standen damals knapp 1,3 Mrd. Euro aus den Titeln Marktordnungsprämien, ÖPUL, AZ und vielen anderen zur Verfügung. Heuer erhalten die Bauern mit gut 13.000 Euro im Schnitt um gut 50 Prozent mehr als damals (1,8 Mrd. Prämien, 137.000 Betriebe).

Und dennoch sehen viele ihre Situation so schlecht wie kaum je zuvor in den vergangenen Jahren.

Dabei ist seit Monaten ist das Quietschen der Bremsen nicht mehr zu überhören. Im Landwirtschaftsministerium hat man alle Hände voll zu tun, um angesichts der leeren Kassen in Bund und Ländern zumindest bis 2013 die Direktzahlungen für die Bauern zu sichern.

Und dann soll es ja, das pfeifen die Spatzen seit Jahren von den Dächern, erst richtig losgehen.

Man darf gespannt sein, was die Politik den Bauern angesichts der prekären Lage noch zu bieten hat.

Das Einzige, womit die sich derzeit trösten können, scheinen die angesichts der wachsenden Menschheit und des steigenden Bedarfs immer noch einigermaßen guten Preisprognosen zu sein.

Wie viele dann davon in Anbetracht der derzeitigen Krise noch profitieren werden, steht allerdings in den Sternen.


Blick ins Land" Nr. 09/09 vom 04.09.2009

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